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Da ich ja Katzenfan bin, mache ich den Anfang. Einige kennen die kleine Geschichte schon - dennoch:
Tiramisu f?r Piccolina
Ich liebe meine Katzen, und gemeinsam lieben wir Tiramisu.
Das bedeutet, dass ich nie allein in unserer doch recht gro?en K?che bin, wenn ich unser aller Lieblingsdessert zubereite. Beim ersten Ton meines Mixers, sp?testens aber wenn ein Duft von Caf?, Vanille und San Marzano mich umgibt, scheint unsere K?che ?berf?llt. Wohin ich auch trete, eine der Katzen ist schon da!
An diesem Tag f?hlte ich mich recht sicher. Es war strahlender Sonnenschein, und unsere hinrei?ende kohlpechrabenschwarze Katzendame Topolina hatte sich drau?en den sonnigsten Platz auf dem Tisch unserer Gartengarnitur recht weit weg von der Terrasse ausgesucht f?r ihren Mittagsschlaf. Piccolina, eine niedliche grau gestromte freche kleine K?tzin schien verschwunden. Der mittlerweile leider verstorbene ?Hausherr? Jimmino, ein gro?er roter Kater, hatte sich l?ngst mit seiner gleichfarbigen Freundin aus der Nachbarschaft abgesetzt.
Ich nutzte die Gelegenheit und bereitete alles vor, h?tte fast vor Vergn?gen gesungen, so sehr genoss ich die Bewegungsfreiheit in meiner K?che. Und fluchte leise, als ich im n?chsten Moment ein ganz zartes ?Miau? vernahm und meine s??e kleine Piccolina schmeichelnd an meinen Beinen sp?rte.
?Lass es sein, Maus?, mahnte ich und seufzte. ?Erst kommt mein Tiramisu, und wenn du lieb bist, darfst du nachher die Sch?ssel auslecken!?
Damit gab sich Piccolina nicht zufrieden. Es dauerte ja auch noch viel zu lange, und es roch doch auch schon viel zu gut!
Mit dem kleinen bezaubernden St?renfried an meinen Beinen dauerte es nat?rlich viel l?nger, bis das Tiramisu fertig war. Ich scheuchte Piccolina aus der K?che, damit ich mein sch?nes Dessert wenigstens heil in den Keller und dort in den K?hlschrank bekam, ehe der Rest der Katzenbande eintraf und sich unerlaubt dar?ber hermachte.
Anschlie?end r?umte ich die K?che auf und gab dem Dr?ngen der immer wilder herumspringenden Piccolina nach und stellte die Sch?ssel mit den Cremeresten auf den Boden.
War das ein Fest f?r Fr?ulein Miezekatze! Sie schnurrte und schmatzte und konnte gar nicht genug bekommen! Ach ja, und ich g?nnte ihr das Vergn?gen, bis...
...bis mir einfiel, dass noch viel zu viel Creme ?brig geblieben war f?r eine kleine Katze, die eigentlich nichts S??e und noch weniger Alkohol bekommen sollte. Rasch nahm ich die Sch?ssel und stellte sie ins Sp?lbecken.
?Mau?, machte Piccolina, und es klang sehr j?mmerlich.
Es ging mir durch und durch, und mein schlechtes Gewissen meldete sich.
?Mau?, klagte Piccolina, und ich entdeckte, dass ihr Blick ?ber Kreuz ging. Sie schielte!
Im n?chsten Moment stellte ich fest, dass sie ihre Hinterbeine x-f?rmig nach au?en in den Boden stemmte. Gleichzeitig hatte sie Probleme, die Vorderpfoten zu benutzen. Sie setzte die Pf?tchen ?ber kreuz und schlich jammernd zur K?chent?r.
?Um Himmels willen, Picki, bleib hier! Du bist ja besoffen?, rief ich und versuchte, ihr den Weg nach drau?en zu versperren. Es gelang mir nicht.
Mit einem heldenhaften Aufschrei st?rmte sie stolpernd aus dem Haus und verschwand unter dem n?chsten Busch.
Ich war entsetzt, schockiert, voller Angst und mit schlechtem gewissen belastet. Wenn meiner s??en Maus nur nichts passierte! In dem Zustand!
Aber alle Selbstvorw?rfe halfen nichts. Piccolina war weg, Topolina sonnte sich noch immer im hinteren Garten, Jimmino war mit seiner ?Verlobten? unterwegs. Mein Mann arbeitete, also konnte und musste ich mich auch wieder mit meiner Arbeit befassen.
Ich setzte mich mit meinem Manuskript auf die Terrasse und begann zu lesen, zu ?ndern, zu schreiben. In der n?chsten Stunde vertiefte ich mich so sehr in die Geschichte, dass ich alles um mich herum verga?. Das Manuskript sollte bis zum Abend in druckreifem Zustand sein.
Auf einmal sprang Piccolina maunzend auf die Bank und kuschelte sich an mich. Das K?tzchen grummelte, schnaufte, schnurrte ? und schnarchte.
?Na, dann schlaf du mal deinen Rausch aus?, fl?sterte ich zufrieden dar?ber, dass sie heil wieder bei mir war, und kraulte das weiche Fell.
Regelrecht befl?gelt widmete ich mich wieder meinem Romanmanuskript und hatte meinen Tagesplan fast erf?llt, als mein Mann aus dem B?ro kam.
?Endlich Feierabend?, meinte er nach der Begr??ung. ?Und f?r dich wird es auch Zeit, dass du Schluss machst f?r heute.?
?Noch f?nf Minuten, dann trinken wir Kaffee?, gab ich zur?ck. ?Ich habe frisches Tiramisu f?r dich!?
Er h?rte gar nicht richtig hin, starrte auf die Wiese und sch?ttelte den Kopf. ?Du, schau mal, da liegt ein Fisch!?
Tats?chlich lag da ein dicker roter Goldfisch in den gr?nen Halmen. Ich sch?ttelte mich entsetzt.
?Tu ihn weg! Den hat bestimmt Piccolina gebracht!?
Mein Mann holte aus der K?che ein paar Blatt K?chenpapier und hob den Goldfisch auf. Gebannt sah ich ihm zu und schrie im n?chsten Moment auf.
?O Gott, der lebt! In den Teich mit ihm!?
Mein Mann beeilte sich, den zappelnden Fisch in den Teich zu bringen. Piccolina und ich folgten den beiden auf dem Fu?e. Topolina machte einen Buckel und stand erwartungsvoll auf dem Tisch mit Blick zum Teich. Und dann starrten wir alle auf den gro?en roten Fisch, der schnellstm?glich abtauchte.
Gerettet!
Als wir dann mit Kaffee und Tiramisu, mit Piccolina und Topolina auf der Terrasse sa?en, erz?hlte ich meinem Mann von Pickis Abenteuer.
?Ach, deshalb hat sie auch kein Interesse an unseren Tellern?, meinte er lachend. ?Ich werde heute nur von Topi bedr?ngt!?
?Klar, Piccolina war besoffen unterwegs. Ich liege wohl richtig, dass Fisch gegen Suff hilft. Also war sie irgendwo auf Fischfang. Vielleicht hat sie den Goldfisch doppelt gesehen und zuf?llig den richtigen gefischt!?
Wir haben uns noch lange dar?ber am?siert. Topolina durfte die Teller ablecken, w?hrend Piccolina sich von uns tr?sten lie?. Unser Jimmino bekam von alledem nichts mit und erschien erst zum v?llig normalen Katzenabendessen.
Piccolina liebt immer noch mein Tiramisu ? aber in Ma?en.
Und der Fisch ? wir nannten ihn Peterle, und er ?berlebte einen ganzen Winter unter der Eisschicht unseres Teiches. Erst zum Herbst im n?chsten Jahr vermissten wir ihn. Vermutlich war er inzwischen genug gem?stet, um unseren Katzen, die ja nie Fisch bekommen, als Sonntagsmen? zu dienen...
Ehrlich, ich bleibe lieber beim Tiramisu...
Copyright DWK
Ich hoffe, die Geschichte macht euch Spa? und reizt zum Erz?hlen eurer Abenteuer mit den s??en Vierbeinern!
Herzlichst
Lanonna
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